Montag, 2. März 2015

Nachts quer durch Dänemark

Verkehrsverbünde sollten eigentlich etwas sein, worüber man sich freut. Man kann mit dem gleichen Ticket von A nach B, auch wenn B in einem anderen Kreis liegt oder so. In der Vergangenheit habe ich mich oft über willkürlich (und meist offensichtlich bewusst) gezogene Grenzen geärgert, wegen derer ich zusätzliche Fahrkarten gebraucht habe. Oder die es einem unmöglich machen, im Vorfeld eine Preisauskunft zu bekommen oder eine durchgehende Fahrkarte zu kaufen. Kurz gesagt dachte ich eigentlich immer, ich wäre der größte Fan von Verkehrsverbünden überhaupt.

Jetzt hat man sich in Kopenhagen gerade nach langer Treue von einer Nahverkehrstradition verabschiedet: der Klippekort. Diese lustigen Streifen aus dünner Pappe habe das Fortkommen mit Bus und Bahnen hier in der Vergangenheit schön unkompliziert gemacht. Karte in den entsprechenden knallgelben Automat stecken, auf das Geräusch von Datumsstempel und Zange warten, und los geht die Fahrt. Dass dieses System ein bisschen antiquiert ist, steht außer Frage, und der alte Öko in mir hat ein Problem mit dem ganzen Papier (mit aufgedruckten Hologrammstreifen, die Recycling schwierig machen dürften), das dafür gebraucht wird. Auch der Wartungsaufwand muss enorm gewesen sein, weil die Stempelmaschinen eigentlich ständig im Eimer sind und dann vor Ort von einem Servicemitarbeiter repariert werden müssen. Auch hier verstehe ich eigentlich völlig, warum dieses System durch ein anderes abgelöst worden ist.


Das neue System ist die Rejsekort, die nach Vorbild des Londons Oyster-Systems mit berührungsfreien Chipkarten funktioniert. Noch so eine Technik, die ich eigentlich mag, auch wenn es da ein paar Sicherheits- und Datenschutzbedenken gibt. Aber generell funktionieren diese Karten ordentlich, und wenn man nicht wie ich gleich mehrere von der Sorte im Portemonnaie hat, kann man die Karte sogar drinlassen, wenn man sich an einem der neuen, jetzt blauen Automaten registriert.

Warum ich trotzdem meckere? Hauptsächlich wegen der Notwendigkeit, sich bei jedem Wechsel des Verkehrsmittels neu anzumelden und am Fahrtende auszuchecken. Das ist für Umsteiger schon ein bisschen unbequem, und vor allem das Auschecken ist sehr gewöhnungsbedürftig. Aber notwendig für alle Beteiligten, denn – und hier kommen wir zurück zum Verkehrsverbund – theoretisch kann ich von hier bis kurz vor Flensburg oder Malmö fahren, ohne ein zusätzliches Ticket zu kaufen. Das ist so lange großartig, bis man das Auschecken vergisst und das System denkt, man wäre noch immer unterwegs, die Nacht hindurch, theoretisch hunderte Kilometer weit. Na ja, dafür müsste man irgendwann in ein neues Verkehrsmittel einchecken, so dass man nur die ganze Nacht mit der S-Bahn von einer Endstation zu nächsten fahren könnte. Aber selbst das wäre dann einmal quer (oder vielmehr längs) durch Dänemark. Da wir alle nur Menschen sind, bekommt man in dem Fall noch nicht einmal eine große Strafgebühr berechnet. Stattdesaen landet man auf einer Liste von Verpeilern, die auch Betrüger sein könnten (und umgekehrt). Und nach ein paar Verstößen bekommt man die Karte gesperrt.

Mal sehen, wie lange das bei mir dauert ...

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